Vergleich der Bildqualität einer typischen Kompaktkamera mit 1/2,3’’ Sensor und einer Kamera mit Sensor im APS-C Format bei guten Lichtverhältnissen
Kompaktkameras machen mit beeindruckenden Eckdaten auf sich aufmerksam: Hohe Megapixelzahl, riesiger Zoombereich, kleine Abmessungen, geringes Gewicht. Spiegelreflexkameras und Systemkameras mit großem Sensor bieten dagegen kaum mehr Megapixel, einen geringeren Zoombereich und sind zudem größer und schwerer. Warum also überhaupt noch zu einer sperrigen Kamera mit Wechselobjektiven greifen, wenn die feinen Kleinen mit einem riesigen Brennweitenbereich vom Weitwinkel bis zum Tele alles in einem taschentauglichen Miniformat anbieten? Das immer wieder angeführte Hauptargument ist wohl die Bildqualität. Die Fragen, die sich anschließen, sind: Wie machen sich mögliche Unterschiede in der Bildqualität überhaupt bemerkbar und reicht die Bildqualtitiät einer digitalen Kompaktkamera für meine Ansprüche nicht völlig aus?
Damit sie vor allem die letzte Frage für sich beantworten können, vergleichen wir in einer Gegenüberstellung die Bildqualität zweier Digitalkameras mit jeweils 16 Megapixeln. Zum einen die Kompaktkamera Sony HX9 mit 16-fach Zoom, zum anderen die Systemkamera Fujifilm X-E1 mit dem 3-fach Standardzoom Fujinon XF 18-55 mm. Die 16 Megapixel der Sony finden auf einem Sensor mit den Maßen 6,16 x 4,62 mm Platz, die der Fuji auf einem Sensor mit 23,6 x 15,8 mm. Damit ist die Fläche des APS-C-Sensors ca. 13x größer als die des Kompaktkamera-Sensors.
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Links die Sony HX9 mit kleinem 1/2,3’’ Sensor, rechts die Fujifilm X-E1 mit APS-C Sensor.
In zurückliegenden Artikeln haben wir bereits die Bildqualität von Kompaktkameras und APS-C-Kameras bei höheren ISO-Werten verglichen. Die Ergebnisse waren eindeutig und zeigten, daß Kompaktkameras mit kleinem Sensor bei wenig Licht nicht wirklich überzeugen können. Hier finden sie einen Vergleich zwischen einer Spiegelrelfexkamera und einer Kompaktkamera bei ISO-800. Einen weitereren Vergleich zwischen der Sony HX9, einer Spiegelreflexkamera und einer Systemkamera bei ISO 1600 finden sie in unsererem Artikel über die Grundlagen der Funktionen einer Digitalkamera.
Im nun folgenden Vergleich widmen wir uns der Bildqualität in der Basiseinstellung des ISO-Wertes der jeweiligen Kamera. Die ist bei der Sony ISO 100 und bei der Fuji ISO 200. Die große Frage ist: Sieht man bei sonnigem Wetter und besten Lichtbedingungen überhaupt einen Unterschied in der Bildqualität beider Kameras? Zur Beantwortung dieser Frage wurde die detailreiche Szenerie eines Bauernhofs mit umgerechnet 44mm Kleinbild-Brennweite fotografiert. Während die Sony ein JPEG-Bild direkt aus der Kamera bereitstellt, wurde mit der Fuji im RAW-Format fotografiert und das Bild mit den Standardeinstellungen des mitgelieferten RAW-Konverters von Silkypix in ein JPEG umgewandelt. Einzelne Ausschnitte aus beiden Bildern werden zur Beurteilung gegenübergestellt.
Die Sony nimmt ihre Bilder in dem für Kompaktkameras typischen 4:3 Format auf (4608 x 3456 Pixel = 15,93 Megapixel), die Fuji speichert ihre Bilder im Format 3:2 ab (4896 x 3264 Pixel = 15,98 Megapixel). Da beim 4:3 Format mehr Pixel für die Bildhöhe verbraucht werden als im 3:2 Format, stehen bei gleicher Gesamtpixelzahl für die Breite weniger Pixel zu Verfügung. Dies führt dazu, daß bei gleichem horizontalen Bildwinkel die Bilddetails der Sony ein wenig kleiner sind als die der Fuji. Dieser Unterschied ist aber so gering, daß er bei der Beurteilung der Bildqualität vernachlässigt werden kann.
Sony HX9
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Fujifilm X-E1
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Bild der Sony im Format 4:3
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Bild der Fujifilm im Format 3:2
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Unten sehen sie 1:1 Bildausschnitte aus den Originalbildern:
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Bilddetail 1: Das rote Dreieck des Verkehrsschildes wie auch die schwarze Umrandung der Schrift wirken grob betrachtet bei beiden Kameras ähnlich scharf, allerdings bei geringerem Kontrast im Bild der Sony. Die Maschen des Zauns sowie die Halme des Grases sind im Bild der Kompaktkamera hingegen bis zur Strukturlosigkeit verwischt worden.
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Bilddetail 2: Die Motivdetails in diesem Bildausschnitt wirken im Bild der Fujifilm rechts deutlich definierter. Mauerwerk, Schubkarre und Pflanzenteile sind klar umrissen ohne überschärft zu wirken. Sogar der Reifen in der linken unteren Bildecke zeigt Profil. Die Sony unterschlägt diese Feinstrukturen.
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Bilddetail 3: Würde man nur das linke Bild der Sony kennen, könnte man sich leicht mit der Bildqualität zufrieden geben. Es wirkt zwar etwas soft, für einen Bildausschnitt ist der Informationsgehalt aber gut. Bei genauerem Hinsehen und im Vergleich mit dem Bild der Fuji fällt aber auf, daß z.B. das Blattwerk im Hintergrund bei der Sony verloren gegangen ist. Das Bild der Fuji wirkt nicht nur schärfer, es werden auch mehr Feindetails dargestellt.
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Bilddetail 4: In diesem Bildausschnitt sind die Schattenbereiche interessant. Die verzinkte Blechwand links und das Mauerwerkt im Innern des Gebäudes werden von der Fuji sehr wirklichkeitsnah abgebildet. Im Bild der Sony fallen die Feinstrukturen wieder der aggressiven Bild-Glättung zum Opfer.
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Bilddetail 5: Der Asphalt bringt es an den Tag. Die akuraten Feinstrukturen, die im Bild der Fuji X-E1 zu sehen sind, werden von der Sony HX9 zu einem groben Zufallsmuster uminterpretiert. Das Gras wirkt im Bild der Sony eher impressionistisch, während die groben Strukturen in der Fahrbahnmarkierung gut erhalten sind.
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Gemeinsamkeiten beider Kameras Die Farbwiedergabe ist bei beiden Digitalkameras sehr ähnlich und angenehm, wobei die Sony eine Spur ins gelbliche tendiert. Die Bilder wirken ruhig und ebenmäßig ohne zerrissene Kanten. Der subjektive Bildeindruck ist gut. Grobe Strukturen wirken sauber. Bildfehler wie Abschattungen der Ecken, Verzeichnungen oder Farbsäume treten nicht auf bzw. werden von der Kameraelektronik beseitigt.
Unterschiede beider Kameras Selbst in Bereichen mit bester Ausleuchtung vermag es die Kompaktkamera nicht, feinste Strukturen darzustellen. Die Kameraelektronik muß offensichtlich schon bei niedrigen ISO-Werten feine Bildstörungen glatt bügeln. Mit diesen Bildstörungen werden dann aber auch die feinen Bilddetails beseitigt. Hier trumpft die Systemkamera mit ihrem großen Sensor auf. Selbst in Schattenbereichen bleiben feine Details gut erhalten. In der Aufnahme der Fujfilm X-E1 sind trotz gleicher Megapixelzahl wesentlich mehr Bildinformationen enthalten als in der Vergleichsaufnahme der Sony HX9.
FAZIT Die Systemkamera ist mit ihrem hohen Detailreichtum sehr gut für den Ausdruck von Postern geeignet. Außerdem können einzelne Bildbereiche ausgeschnitten werden und dann z.B. im Format 10 x 15 cm ausgedruckt werden, ohne merkliche Einbußen in der Bildqualität befürchten zu müssen. Die Kompaktkamera vermag hingegen die 16 Megapixel ihres Sensors bei weitem nicht auszuschöpfen. Feine Details werden einfach unterschlagen. Dennoch sind die 16 Megapixel nicht gänzlich verschwendet, denn grobe Strukturen profitieren von der Bildgröße und sind somit gut sichtbar, wie es z.B. oben in dem Markierungsstreifens der Straße erkennbar ist. Auch mit der Kompaktkamera sind sehr gute Ausdrucke im Format 10 x 15 cm möglich und selbst an kleineren Postern dürften die Betrachter ihre Freude haben.
Es hängt nun ganz von ihren Ansprüchen und Absichten ab, ob sie die zusätzlichen Bilddetails einer Systemkamera bzw. Spiegelreflexkamera benötigen oder nicht.
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